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1. Besonderheiten des Checkmk Micro Cores

Die wichtigsten Vorteile des CMC liegen in seiner gegenüber Nagios höheren Performance und schnelleren Reaktionszeiten. Es gibt jedoch auch darüber hinaus einige interessante Besonderheiten, die Sie kennen sollten. Die wichtigsten sind:

  • Smart Ping — Intelligente Host-Checks

  • Hilfsprozesse Check Helper, Checkmk Fetcher und Checkmk Checker

  • Initiales Scheduling

  • Verarbeitung von Messdaten

  • Einige Funktionen von Nagios sind im CMC nicht oder anders umgesetzt. Die Details finden Sie im Artikel zur Migration auf den CMC.

2. Smart Ping — Intelligente Host-Checks

Bei Nagios ist es üblich, die Erreichbarkeit von Hosts mittels eines Ping zu prüfen. Dazu wird für jeden Host einmal pro Intervall (in der Regel eine Minute) ein Plugin wie check_ping oder check_icmp aufgerufen. Dieses sendet dann z.B. fünf Ping-Pakete und wartet auf deren Rückkehr. Das Erzeugen der Prozesse für den Aufruf der Plugins bindet wertvolle CPU-Ressourcen. Zudem sind diese recht lange blockiert, falls ein Host nicht erreichbar ist und lange Timeouts abgewartet werden müssen.

Der CMC führt Host-Checks hingegen — soweit nicht anders konfiguriert — mit einem Verfahren namens Smart Ping aus. Dabei wird an jeden Host pro Intervall ein Ping-Paket versendet. Das erledigt ein Hilfsprozess mit dem Namen icmpsender — und zwar direkt und ohne Prozesserzeugung. Der icmpsender hat zu diesem Zweck eine von uns entwickelte eigenständige Ping-Implementierung und ist ausgesprochen effizient. In Benchmarks konnten wir bis zu 45 MBit/sec Netzwerkverkehr nur durch Ping erzeugen! Das Intervall für die Pings ist pro Host per Default auf sechs Sekunden eingestellt. Sie können das über den Regelsatz Normal check interval for host checks anpassen.

Die Antworten auf die Pings werden nicht explizit abgewartet. Eingehende Ping-Pakete werden einfach als erfolgreiche Host-Checks gewertet. Dafür ist der Hilfsprozess icmpreceiver verantwortlich. Wenn für eine einstellbare Zeit kein Paket von einem Host empfangen wurde, wird dieser als DOWN gewertet. Diese Timeout-Zeit ist per Default auf 15 Sekunden (2,5 Intervalle) eingestellt und kann pro Host mit dem Regelsatz Settings for host checks via Smart PING geändert werden.

2.1. Keine Host-Checks auf Abruf

Host-Checks dienen nicht nur der Benachrichtigung bei einem Totalausfall eines Hosts, sondern auch dazu, Benachrichtigungen zu Service-Problemen während der Zeit des Host-Ausfalls zu unterdrücken. Hierbei ist es wichtig, im Falle eines Service-Problems schnell und präzise den Zustand des Hosts zu kennen. Selbst wenn der letzte Host-Check nicht lange her ist, kann dessen Ergebnis bereits veraltet sein. Dazu genügt es, wenn direkt nach einem Ausfall des Hosts durch Zufall zuerst der Service-Check (und nicht der Host-Check) ausgeführt wird. Obwohl er ausgefallen ist, würde der Host noch als UP angesehen und die Benachrichtigung für den Service — fälschlicherweise — versendet.

Der CMC löst dieses Problem sehr einfach: Ist bei einem Service-Problem der Host im Zustand UP, dann wird einfach der nächste Host-Check abgewartet. Da das Intervall mit sechs Sekunden sehr kurz ist, ergibt sich keine nennenswerte Verzögerung der Benachrichtigung — falls der Host weiterhin UP ist und daher die Benachrichtigung für den Service gesendet werden muss. Zusätzlich verwendet der CMC einen weiteren Trick: Der icmpreceiver wertet nämlich nicht nur eingehende Antworten auf Ping aus, sondern auch Pakete, die beim TCP-Verbindungsaufbau entstehen: SYN (synchronization) und RST (reset). Beachten Sie dabei, dass SNMP nicht über TCP, sondern über das UDP-Protokoll läuft und SNMP-Pakete daher nicht vom icmpreceiver berücksichtigt werden!

Nehmen wir folgendes Beispiel: Ein check_http-Plugin liefert einen CRIT-Status, weil der abgefragte Webserver nicht erreichbar ist. In diesem Fall wurde nach dem Beginn des Service-Checks ein TCP-RST-Paket (connection refused) von diesem Server empfangen. Der CMC weiß daher mit Sicherheit, dass der Host selbst UP ist und kann die Benachrichtigung ohne Verzögerung versenden.

Das gleiche Prinzip wird beim Berechnen von Netzwerkausfällen angewendet, wenn Parent-Hosts definiert sind. Auch hier werden Benachrichtigungen teilweise kurz zurückgehalten, um einen gesicherten Status abzuwarten.

2.2. Der Nutzen

Durch dieses Verfahren ergibt sich eine Reihe von Vorteilen:

  • Nahezu vernachlässigbare CPU-Last durch Host-Checks: Es können selbst ohne besonders leistungsfähige Hardware Zigtausende von Hosts überwacht werden.

  • Kein Ausbremsen des Monitorings durch blockierende Host-Checks auf Abruf, falls Hosts DOWN sind.

  • Keine Fehlalarme von Services bei nicht aktuellem Host-Status.

Ein Nachteil soll dabei nicht verschwiegen werden: Die Host-Checks via Smart Ping erzeugen keine Performance-Daten (Paketlaufzeiten).

Für Hosts, bei denen Sie diese benötigen, können Sie einfach einen aktiven Check per Ping einrichten mit dem Regelsatz Check hosts with PING (ICMP Echo Request).

2.3. Nicht Ping-bare Hosts

In der Praxis sind nicht alle Hosts durch Ping überprüfbar. Für diese Fälle kann man auch im CMC andere Methoden für den Host-Check verwenden, z.B. einen TCP-Connect. Da dies Ausnahmen von der Regel sind, wirken sie sich nicht negativ auf die Gesamtperformance aus. Der Regelsatz dazu lautet Host Check Command.

2.4. Probleme mit Firewalls

Es gibt Firewalls, die TCP-Verbindungspakete an nicht erreichbare Hosts mit einem TCP-RST-Paket beantworten. Das Trickreiche ist dabei, dass die Firewall als Absender dieser Pakete nicht sich selbst eintragen darf, sondern die IP-Adresse des Ziel-Hosts angeben muss. Smart Ping wird dieses Paket als Lebenszeichen werten und somit zu Unrecht annehmen, dass der Zielhost erreichbar ist.

In so einer (seltenen) Situation haben Sie die Möglichkeit, mit Global settings > Monitoring Core > Tuning of Smart PING die Option Ignore TCP RST packets when determining host state zu aktivieren. Oder Sie wählen für die betroffenen Hosts als Host-Check einen klassischen Ping mit check_icmp.

3. Hilfsprozesse

Eine Lehre aus der schlechten Performance von Nagios in größeren Umgebungen ist, dass das Erzeugen von Prozessen eine teure Operation ist. Entscheidend hierbei ist vor allem die Größe des Mutterprozesses. Bei jeder Ausführung eines aktiven Checks muss zunächst der komplette Nagios-Prozess dupliziert werden (fork), bevor er durch den neuen Prozess — das Check-Plugin — ersetzt wird. Je mehr Hosts und Services überwacht werden, desto größer ist dieser Prozess und desto länger dauert der Fork. Da der Prozess während dessen auch noch blockiert ist, bleiben auch die anderen Aufgaben des Prozessorkerns liegen — da helfen auch keine 24 CPU-Kerne.

3.1. Check Helper

Um das Forken des Kerns zu vermeiden, erzeugt der CMC beim Programmstart eine festgelegte Anzahl sehr schlanker Hilfsprozesse, deren Aufgabe das Starten der aktiven Check-Plugins ist: die Check Helper. Nicht nur forken diese viel schneller, das Forken skaliert auch noch über alle vorhandenen CPU-Kerne, da der Prozessorkern selbst nicht mehr blockiert wird. Dadurch wird das Ausführen von aktiven Checks (z.B. check_http), deren eigentliche Laufzeit recht kurz ist, stark beschleunigt.

3.2. Checkmk Fetcher und Checkmk Checker

Der CMC geht noch einen wesentlichen Schritt weiter. Denn in einer Checkmk-Umgebung sind aktive Checks eher die Ausnahme. Hier kommen hauptsächlich Checkmk-basierte Checks zum Einsatz, bei denen pro Host und Intervall nur noch ein Fork notwendig ist.

Um die Ausführung dieser Checks zu optimieren, unterhält der CMC noch zwei weitere Typen von Hilfsprozessen: die Checkmk Fetcher und die Checkmk Checker:

Die Checkmk Fetcher

rufen die benötigten Informationen von den überwachten Hosts ab, das heißt, die Daten der Services Check_MK und Check_MK Discovery. Die Fetcher übernehmen damit die Netzwerkkommunikation mit den Checkmk-Agenten, SNMP-Agenten und den Spezialagenten. Das Sammeln dieser Informationen benötigt etwas Zeit, aber mit normalerweise weniger als 50 MByte pro Prozess vergleichsweise wenig Arbeitsspeicher. Es können also viele dieser Prozesse ohne Probleme konfiguriert werden. Bedenken Sie dennoch, dass die Prozesse teilweise oder gar nicht in den Swap ausgelagert werden können und damit immer im physischen Speicher gehalten werden müssen. Der limitierende Faktor ist hier der verfügbare Arbeitsspeicher des Checkmk-Servers.

Hinweis: Bei den 50 MByte handelt es sich um eine Schätzung, die der grundsätzlichen Orientierung dienen soll. Unter bestimmten Umständen (z.B. bei der Konfiguration von IPMI im Management board) kann der Wert auch höher sein.

Die Checkmk Checker

analysieren und bewerten die von den Checkmk Fetchern gesammelten Informationen und erzeugen die Check-Resultate für die Services. Die Checker benötigen viel Arbeitsspeicher, da sie die Checkmk-Konfiguration mit dabei haben müssen. Ein Checker-Prozess belegt mindestens ca. 90 MByte — es kann aber auch ein Vielfaches davon notwendig sein, je nachdem wie die Checks konfiguriert sind. Dafür verursachen die Checker keine Netzwerklast und sind sehr schnell in der Ausführung. Die Anzahl der Checker sollte nur so groß sein, wie Ihr Checkmk-Server parallel Prozesse abarbeiten kann. Im Regelfall entspricht diese Zahl der Anzahl an Prozessorkernen Ihres Servers. Da die Checker nicht IO-gebunden sind, sind sie am effektivsten, wenn jeder Checker seinen eigenen Prozessorkern erhält.

Die Aufteilung der beiden unterschiedlichen Aufgaben „Sammeln“ und „Ausführen“ auf Checkmk Fetcher und Checkmk Checker gibt es seit der Checkmk-Version 2.0.0. Vorher gab es nur einen Hilfsprozesstyp, der für beides zuständig war — die sogenannten Checkmk Helper.

Mit dem Fetcher/Checker-Modell können nunmehr beide Aufgaben auf zwei separate Pools von Prozessen aufgeteilt werden: das Abrufen der Informationen aus dem Netzwerk mit vielen kleinen Fetcher-Prozessen und die rechenintensive Überprüfung mit wenigen großen Checker-Prozessen. Dadurch benutzt ein CMC bei gleicher Leistung (Checks pro Sekunde) bis zu viermal weniger Arbeitsspeicher!

3.3. Zahl der Hilfsprozesse richtig einstellen

Standardmäßig werden 5 Check Helper, 13 Checkmk Fetcher und 4 Checkmk Checker gestartet. Diese Werte werden unter Global settings > Monitoring Core festgelegt und können von Ihnen angepasst werden:

Liste der globalen Einstellungen für die Hilfsprozesse des CMC.

Um herauszufinden, ob und wie sie die Standardwerte verändern müssen, haben Sie mehrere Möglichkeiten:

In der Seitenleiste zeigt Ihnen das Snapin Core statistics die prozentuale Auslastung im Durchschnitt der letzten 10-20 Sekunden:

Snapin Core statistics.

Für alle Hilfsprozesstypen gilt: Es sollten immer genügend Prozesse vorhanden sein, um die konfigurierten Prüfungen durchzuführen. Wenn ein Pool zu 100 % ausgelastet ist, werden die Checks nicht rechtzeitig ausgeführt, die Latenzzeit wächst und die Zustände der Services sind nicht aktuell.

Die Auslastung (usage) sollte wenige Minuten nach dem Start einer Instanz 80 % nicht überschreiten. Bei höheren Prozentwerten sollten Sie die Anzahl der Prozesse erhöhen. Da die notwendige Anzahl der Checkmk Fetcher mit der Zahl der überwachten Hosts und Services wächst, ist hier eine Korrektur am wahrscheinlichsten. Achten Sie jedoch darauf, nur so viele Hilfsprozesse zu erzeugen, wie wirklich benötigt werden, da jeder Prozess Ressourcen belegt. Außerdem werden alle Hilfsprozesse beim Start des CMC parallel initialisiert, was zu Lastspitzen führen kann.

Das Snapin Core statistics zeigt Ihnen aber nicht nur die Auslastung, sondern auch die Latenzzeiten (latency). Für diese Werte gilt die simple Regel: Je niedriger, desto besser — und am allerbesten sind daher 0 Sekunden.

Hinweis: Die im Snapin gezeigten Werte können Sie sich für Ihre Instanz auch in den Details des Services OMD <site_name> performance anzeigen lassen.

Alternativ zum Snapin Core statistics können Sie sich auch Ihre Konfiguration von Checkmk analysieren lassen, mit Setup > Maintenance > Analyze configuration. Der Vorteil: Hier erhalten Sie von Checkmk sofort die Bewertung, wie es um den Zustand der Hilfsprozesse steht. Sehr praktisch ist: Sollte einer der Hilfsprozesse nicht OK sein, können Sie aus dem Hilfetext gleich die zugehörige Option in den Global settings öffnen, um den Wert zu ändern.

4. Initiales Scheduling

Beim Scheduling wird festgelegt, welche Checks zu welcher Zeit ausgeführt werden sollen. Nagios hat hier mehrere Verfahren implementiert, die dafür sorgen sollen, dass die Checks gleichmäßig über die Zeit verteilt werden. Dabei wird auch versucht, die Abfragen, die auf einem einzelnen Zielsystem laufen, über das Intervall zu verteilen.

Der CMC hat hier ein eigenes, einfacheres Verfahren. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass Checkmk einen Host ohnehin nur einmal pro Intervall kontaktiert. Außerdem sorgt der CMC dafür, dass neue Checks sofort ausgeführt werden und nicht über mehrere Minuten verteilt. Für den Anwender ist das sehr angenehm, da ein neu aufgenommener Host sofort nach dem Aktivieren der Konfiguration abgefragt wird. Um eine Lastspitze bei einer großen Zahl von neuen Checks zu vermeiden, werden neue Checks, die eine bestimmte einstellbare Zahl überschreiten, auf das ganze Intervall verteilt. Die Option dafür finden Sie unter Global settings > Monitoring Core > Initial Scheduling.

5. Verarbeitung von Messdaten

Eine wichtige Funktion von Checkmk ist das Verarbeiten von Messdaten, wie z.B. CPU-Auslastung, und deren Speicherung über einen längeren Zeitraum. In der CRE Checkmk Raw Edition kommt dabei PNP4Nagios von Jörg Linge zum Einsatz, welches wiederum auf dem RRDtool aufsetzt.

Die Software erledigt zwei Aufgaben:

  1. Das Anlegen und Aktualisieren der Round-Robin-Datenbanken (RRDs).

  2. Die grafische Darstellung der Daten in der GUI.

Bei Verwendung des Nagios-Kerns läuft der erste Part über einen recht langen Weg. Je nach Methode kommen dabei Spool-Dateien, Perl-Skripte und ein Hilfsprozess (npcd) zum Einsatz, der in C geschrieben ist. Am Ende werden leicht umgewandelte Daten in das Unix-Socket des RRD-Cache-Daemons geschrieben.

Der CMC kürzt diese Kette ab, in dem er direkt zum RRD-Cache-Daemon schreibt — alle Zwischenschritte werden ausgelassen. Das Parsen der Daten und Umwandeln in das Format des RRDtools erfolgt direkt in C++. Dieses Verfahren ist heute möglich und sinnvoll, da der RRD-Cache-Daemon ohnehin sein eigenes sehr effizientes Spooling implementiert und mithilfe von Journaldateien auch bei einem Absturz des Systems keine Daten verliert.

Die Vorteile:

  • Einsparen von Disk-I/O und CPU.

  • Einfachere Implementierung mit deutlich mehr Stabilität.

Das Neuanlegen von RRDs erledigt der CMC mit einem weiteren Helper, der per cmk --create-rrd aufgerufen wird. Dieser legt die Dateien wahlweise kompatibel zu PNP an oder alternativ im neuen Checkmk-Format (gilt nur für Neuinstallationen). Ein Wechsel von Nagios auf CMC hat daher keinen Einfluss auf bestehende RRD-Dateien. Diese werden nahtlos weiter gepflegt.

In den kommerziellen Editionen übernimmt die grafische Darstellung der Daten direkt die GUI von Checkmk selbst, so dass keine Komponente von PNP4Nagios mehr beteiligt ist.

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